Boetius: “Manchmal muss man einfach die Ruhe behalten”
Die Berliner Spurensuche nach dem späten Mainzer Ausgleich lief direkt nach Abpfiff auf Hochtouren. Schnell war ein Grund ausfindig gemacht: fehlende Ruhe.
“Ruhig bleiben” scheint Ex-Mainzer Jean-Paul Boetius Mitspieler Ivan Sunjic zu sagen. IMAGO/Matthias Koch
Wie konnte das passieren? Lange lief bei den Mainzern gegen Hertha BSC offensiv nichts Gefährliches zusammen, bis in der letzten Minute der Nachspielzeit nach einem langen Schlag der zweite Ball bei Anthony Caci landete. Der Eingewechselte brachte mit dem ersten FSV-Heimtreffer die Berliner ganz spät noch um den schon sicher geglaubten Sieg.
Die Spurensuche der Herthaner war bereits kurz nach dem Spielschluss beendet. Die beiden Ex-Mainzer und jetzigen Berliner Jean-Paul Boetius und sein Trainer Sandro Schwarz waren sich einig: die Ruhe hatte gefehlt. “Manchmal muss man einfach die Ruhe behalten”, haderte Boetius bei DAZN mit den wenigen Ballbesitzphasen seiner Elf im zweiten Durchgang. “Wenn wir es richtig gemacht hätten, wären wir wahrscheinlich mit drei Punkten nach Hause gefahren.” So kam es anders.
Hertha und die fehlende Ruhe
“Wir hätten aus der Umschaltbewegung, selbst aus dem Positionsspiel heraus mehr Ruhe haben müssen”, monierte Schwarz. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die Berliner selbst im gesamten Spiel nur zwei richtig gute Torgelegenheiten hatten, aus einer entstand das Tor von Lucas Tousart (30.) und bei der anderen parierte FSV-Keeper Robin Zentner gegen Chidera Ejuke hervorragend (41.) – beide allerdings schon in Hälfte eins. Im zweiten Durchgang blieb auch die Alte Dame harmlos. Für Schwarz war es in den zweiten 45 Minuten ohnehin ” mehr ein Ringkampf” als ein Fußballspiel. Sieben Gelbe Karten untermauern diese Aussage.
Sein Team habe sich davon “beeindrucken lassen”, ebenso wie von den langen Bällen der Mainzer. Auch für Boetius war das der Hauptgrund für den späten Verlust von zwei Punkten, “weil wir die zweite Halbzeit deren Spiel mitgespielt haben. Die haben nur den langen Ball gespielt und auf den zweiten Ball gewartet”.
Schwarz vermisst “Druck auf den Ball”
In der ersten Hälfte konnten die Berliner damit noch deutlich besser umgehen. In der zweiten Hälfte vermisste Schwarz dann “den Druck auf den Ball” und so durfte Silvan Widmer weit in den Strafraum flanken, Karim Onisiwo köpfen und Caci abschließen. Zu allem Überfluss kommt noch dazu, dass Onisiwo eigentlich Richtung Tor geköpft hatte, Gegenspieler Peter Pekarik aber derart anköpfte, dass die Kugel parallel zur Fünferlinie Richtung Caci flog – ein klassischer zweiter Ball und der war in der zweiten Hälfte zu oft bei den Mainzern.
Und so mussten die beiden ehemaligen Nullfünfer ihren einstigen Kameraden beim Feiern zusehen. “Dass die das heute wie einen Sieg einfach feiern, ein 1:1, das sagt eigentlich alles”, schloss ein enttäuschter Boetius.